Schneller, besser, effizienter: Der Systemcheck des Deutschen Franchiseverbands wurde modernisiert
Von Torben L. Brodersen, Jan Schmelzle und Dr. Martin Ahlert
Der Deutsche Franchiseverband und igenda, die Gesellschaft für Unternehmens und Netzwerkevaluation, haben den Systemcheck überarbeitet. Weiterhin dienen die Forschungserkenntnisse des F&C Münster als wissenschaftliche Grundlage des Verfahrens, doch die inhaltlichen Fragestellungen wurden auf aktuelle Herausforderungen eines Franchisesystems fokussiert. Dazu wurden einige Fragen gekürzt sowie der Prozess optimiert und vereinfacht. Im Zuge der Simplifizierung wurde auch der Digitalisierungsgrad im Front-End erhöht. Der Prozess ist schlanker, einfacher und effizienter, doch der Nutzen des Checks für qualitätsorientierte Franchisesysteme ist damit so groß wie je zuvor: Eine fundierte, externe Qualitätsüberprüfung des gesamten Systems, inklusive Selbstauskunft, Befragung aller Franchisepartner und Prüfung zentraler Systembausteine (wie z.B. Franchisevertrag oder der Know-how-Dokumentation).
Neues Qualitätssiegel
Das sichtbare Ergebnis ist das neue Qualitätssiegel des Deutschen Franchise Verbands. Und auch der neue Claim des Verbandes macht den Anspruch des Systemchecks deutlich: Qualitätssysteme vereint. Denn alle Vollmitglieder des Deutschen Franchiseverbands müssen sich regelmäßig dem Systemcheck unterziehen. Eine kontinuierliche Rezertifizierung in einem Turnus von mindestens drei Jahren ist in der Vollmitgliedschaft obligatorisch.
Mit dem neuen Systemcheck erhält das überprüfte System einen Einblick über die eigenen Stärken und Schwächen und daher erste wertvolle Hinweise für seine Unternehmensentwicklung. Zum anderen dient das nach erfolgreichem Systemcheck erteilte Siegel als Positivabgrenzung zu Systemen ohne Siegel und damit als Orientierungshilfe für potenzielle Franchisenehmer.
Inhalt des Systemchecks
Kern des Checks ist weiterhin die Überprüfung diverser Systembestandteile auf Erfüllung der von einem Expertenkreis aufgestellten und regelmäßig weiterentwickelten Qualitätsstandards. Diese wurden überarbeitet und bezüglich der aktuellen Herausforderungen für Systeme ergänzt. So beinhaltet der Systemcheck u.a.:
- Prüfung des Franchisevertrages und vorvertragliche Aufklärung
- Prüfung der Know-how-Dokumentation („Franchisehandbuch“)
- Messung der Franchisepartner-Zufriedenheit: Meinungsumfrage aller Franchisepartner zur Zufriedenheit und zur Partnerbindung
- Eine umfangreiche Selbstauskunft zu den relevanten qualitativen und quantitativen sowie vorökonomischen und ökonomischen Bereichen eines Franchisesystems (Strategie, Wettbewerbsvorteile, Innovation, Leistungen der Zentrale, Betreuung der Partner vor Ort, u.v.a.m.).
Die aktualisierten Qualitätsstandards sind in der „Richtlinie zum Systemcheck“ online unter www.systemcheck.info nachzulesen.
Warum braucht es eine Qualitätskontrolle im Franchising?
Leider scheitern immer wieder Unternehmer im Franchising. Wie überall gibt es auch im Franchising sowohl ´Schwarze Schafe´ als auch schlichtweg wirtschaftlich nicht gut funktionierende Systeme. Denn von allen Franchisesystemen in Deutschland ist nur ein Teil auf Wachstumskurs und damit auch ernsthaft auf Suche nach geeigneten Franchisepartnern und einer nachhaltigen Zusammenarbeit. Daher raten der Deutsche Franchiseverband und igenda in jedem Fall Franchiseinteressierten heute mehr denn je zu Vorsicht: Denn wer im Internet sucht, kann schnell an die falschen Franchisesysteme geraten. Objektiv vergebene Siegel und Qualitätszirkel können Informationshilfen und Entscheidungsstütze sein. Denn es gilt: Limitierung schafft Orientierung!
Von den ca. 1.000 Systemen in Deutschland sind rund 300 assoziierte bzw. Vollmitglieder im Verband. Mit dem neuen Systemcheck verfolgt der Deutsche Franchiseverband das Ziel, deutlich mehr Franchisesysteme – insbesondere die assoziierten Mitglieder – in geprüfte Vollmitglieder umzuwandeln. Wenn das gelingt, wird schon bald der Großteil der funktionierenden Systeme Mitglied der Qualitätsgemeinschaft sein. Und damit dieser häufig geäußerten, berechtigten Kritik gerecht, dass nur ein Teil aller Franchisesysteme sich dieser Qualitätsprüfung unterzieht.
Wie läuft der Systemcheck ab?
Die administrative Abwicklung des Systemchecks erfolgt seit 2017 durch die Deutsche Franchise Institut GmbH unter wissenschaftlicher Begleitung des F&C Münster. Mit der operativen Durchführung des Systemchecks ist als unabhängiger und bewährter Gutachter weiterhin igenda beauftragt. „Franchisesysteme, die gut aufgestellt sind und professionell arbeiten, schaffen den Systemcheck in der Regel problemlos. Einige Systeme haben durch regelmäßige Befragungen der Partner ohnehin schon viele benötigte Daten vorliegen. Diese können für den Systemcheck genutzt werden“, sagt Dr. Martin Ahlert von igenda und ergänzt: „Selbst, wenn es auch bei guten Systemen einmal nicht klappt, erhält das System die Informationen, woran es im Moment hakt. Das wird immer mal vorkommen in Zeiten eines härter werdenden Wettbewerbs und sich verändernder Geschäftsmodelle. Dann gibt es beim nächsten Mal einen neuen Anlauf. Mit dem Herauszögern erreicht man aber nichts.“
Mit dem erhöhten Digitalisierungsgrad insbesondere auch im Front-End-Bereich und in der Kürze und Übersichtlichkeit des Ergebnisberichts, ist die Durchlaufzeit deutlich verringert worden.
Warum müssen die Partner befragt werden?
Für die Weiterentwicklung von Unternehmensnetzwerken ist es unerlässlich, regelmäßig Partnerbefragungen durchzuführen. Für die Systeme ergeben sich durch die Auswertungen zahlreiche Handlungsempfehlungen, eine Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen kann so wesentlich zielgerichteter erfolgen und auf Basis der Erkenntnisse und Rückmeldungen aller Partner im Unternehmensnetzwerk. Die Befragung und insbesondere auch die Diagnostik werden stetig weiterentwickelt. Zudem besteht die Möglichkeit, eine auf die speziellen Leistungen des Systems angepasste Befragung für den Systemcheck zu verwenden, um noch konkretere und individuellere Anregungen zur Verbesserung zu erhalten.