Franchise-Verband sieht Versäumnisse bei Rahmenbedingungen für Gründer

19.08.2015

Der neue vom Institut für Mittelstandsforschung Bonn veröffentlichte „IfM-Standpunkt“ analysiert den Gründerschwund in Deutschland. Der Deutsche Franchise-Verband (DFV) sieht in der Betrachtung seine Einschätzung bestätigt und wertet: „Das Versäumnis der Politik, gründerfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen, bleibt weiter bestehen.“ 

In seinem Internetblog führt der DFV Einzelheiten aus dem „IfM-Standpunkt“ auf. Seit 2005 geht danach die Anzahl der gewerblichen Existenzgründungen tendenziell zurück. 2014 sei die Zahl von Gründungen, um etwa 28.000 (8,3 %) auf rund 309.900 weiter zurückgegangen.

Abkehr vom traditionellen Gründungsgedanken

In der Entwicklung sei zu beobachten, dass die Abkehr vom traditionellen Gründungsgedanken (Gründen, Wachsen, Vererben) anhält. Einen starken Einfluss habe der technologische und gesellschaftliche Wandel auf das Gründungsgeschehen. Laut IfM brauche „eine Gründung nicht notwendigerweise wie früher eine hohe Kapitalquote. Oft reichen ein Laptop, gute Kontakte, und ein Internetanschluss.“

Die Zahl der Gründungen in Freien Berufen zeige dies auf. 2014 wagten 81.100 Personen diesen Schritt. Verglichen mit 1994 hat sich ihre Anzahl insgesamt um rund 130 % erhöht. Die „hohe Nachfrage nach hochspezialisierten und individualisierten Dienstleistungen“ führte dazu, dass sich immer mehr Akademiker mit unternehmensnahen Dienstleistungen selbstständig machten.

Das IfM Bonn rechnet für das laufende Jahr mit einem weiteren Rückgang der Gründerzahlen, warnt jedoch davor zu dramatisieren. Die positive Interpretation stützt das IfM auf die Qualität der Gründungen. Denn in 2014 war jede vierte gewerbliche Existenzgründung eine sogenannte „Betriebsgründung einer Hauptniederlassung“.

Neue Vielfalt

Nach Auffassung des IfM kommt diesen Gründungen eine höhere wirtschaftliche Bedeutung zu als den Kleinstgewerbegründungen, weil sie entweder im Handelsregister eingetragen sind oder mindestens einen sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiter beschäftigen. Weiterhin steigt durch die Gründungen der Wettbewerbsdruck auf bestehende Unternehmen. In Forschung und Entwicklung wird bei bestehenden Unternehmen von daher kontinuierlich investiert.

Das IfM stellt fest, dass das Gründungsgeschehen die Unternehmenslandschaft vielfältiger macht. Neben den klassischen Unternehmensgründungen finden sich zunehmend „Solo-Selbstständige“ und technologische Start-ups. Von dieser Vielzahl an kreativen Gründern gingen wichtige Impulse  aus.

DFV erwartet Antworten der Politik

Der DFV wertet erneut, dass Unternehmensgründungen rückläufig bleiben. „Der Anstieg bei den Freien Berufen schafft meist keine Arbeitsplätze“, die Zunahme bei den Nebenerwerbsgründungen leiste nur einen geringen Beitrag zur Stärkung des Wettbewerbstandortes Deutschland.

Die vom IfM beschriebenen hochtechnologisierten Start-ups seien wichtig, bilden in der Gesamtbetrachtung der Volkswirtschaft jedoch nur einen kleinen Anteil. Klassische Unternehmensgründungen sind notwendig, gerade in unserer dienstleistungsorientierten Wirtschaft.

Auf Fragen zur Entbürokratisierung, den verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten und der Einbettung in das Bildungssystem „sind bis heute keine Antworten gefunden. Das Versäumnis der Politik, gründerfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen, bleibt weiter bestehen.“ Eine über Legislaturperioden hinweg eingeleitete Strategie zur Unternehmerkultur sei weiterhin nicht zu erkennen. Die Große Koalition habe noch keinerlei signifikante Maßnahmen eingeleitet.

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