Franchise | Selbstständigkeit mit Küche&Co: Der etwas andere Familienbetrieb

Wer die Chance erhält, in eine Selbstständigkeit zu starten, muss zuvor Fragen beantworten. Und erst einmal mit dem „Familienrat“ sprechen. Wie lässt sich Betrieb und Familie regeln? Wer möchte  sogar mitarbeiten? Kann das wirklich gut gehen? Die Küche&Co-Studioinhaber Herbert Niehaus, Rico Tischer und Ralf Piefrement haben für sich Lösungen gefunden. Ein jeder arbeitet in Studios als dem etwas anderen Familienbetrieb.

„Nachdem ich bereits seit 1989 als Küchenberater tätig war, sollte 2017 das Studio, in dem ich zu der Zeit tätig war, geschlossen werden“, erzählt der gelernte Tischler Niehaus. „Da aber sowieso schon alles über meinen Tisch lief, entschied ich mich in Rücksprache mit meiner Frau dazu, das Studio in Haselünne als Inhaber zu übernehmen.“

Wege zum eigenen Studio

Piefrement und Tischer waren schon länger aktiv auf der Suche nach dem passenden Franchisesystem für ihre Selbstständigkeit. „Da ich zuletzt als Angestellter im Küchenbereich tätig war, wurde ich durch eine Fachzeitschrift auf Küche&Co aufmerksam“, erzählt Piefrement, Studioinhaber des Studios in Krefeld. „Da meine Frau Steuerfachgehilfin ist, war sie von Anfang an die ideale Partnerin für eine Selbstständigkeit. Da unsere Söhne zur Eröffnung vor 15 Jahren zwölf und 17 Jahre alt waren, hat meine Frau vormittags im Studio gearbeitet und war nachmittags mit den Kindern zu Hause. Da hat die Flexibilität des eigenen Studios einen definitiven Vorteil gehabt.“

Tischer fand Küche&Co auf der Messe area30: „Mir war klar, dass Selbstständigkeit auch einen Papierkrieg mit sich bringt. Da wollte ich von Anfang an Unterstützung haben. Meine Frau und ich können im Studio in Pforzheim ein gemeinsames Ziel verfolgen. Und mit ihrer Arbeit im Controlling, der Buchhaltung und den Löhnen hat sie alles im Blick.“

Perfekte Familienunterstützung

Neben den Ehefrauen arbeiten auch weitere Familienmitglieder in den Studios mit: „Als wir unser Lager vergrößert haben, brauchte ich jemanden, der als Lagerist den Überblick behält“, beschreibt  Tischer. „Da ist mein Vater mit eingestiegen – wem kann man sonst so viel Ware vertrauensvoll in die Hände geben. Meine Schwester kümmert sich darum, dass die Kleinigkeiten gemacht und besorgt werden.“

Das Backoffice von Niehaus führen neben einem Vollzeitmitarbeiter seine Frau und seine Tochter. „Meine Frau ist zusätzlich die Hauptverantwortliche Dekorateurin und meine Tochter unterstützt bei der Warenannahme und -kontrolle und bei Kundengesprächen. Als mein Schwiegersohn in seiner alten Firma nicht mehr zufrieden war und wir eh auf der Suche nach einem Küchenmonteur waren, bot es sich an, dass auch er bei uns einen neuen Job findet.“

Bei den Piefrements in Krefeld ist seit drei Jahren auch der Sohn als Verstärkung eingestiegen. „Und unsere Mischlingshündin Frieda ist auch nicht wegzudenken. Bei den meisten Kunden ist sie sehr beliebt. Wenn jemand ängstlicher ist, geht sie aber ins Büro“, betont Ralf Piefrement.

Es gibt Vor- und Nachteile

Ein großer Vorteil: Die eigene Familie kennt man nun einmal, mit allen Stärken und Schwächen und weiß dementsprechend, auf was man sich einlässt, wenn man Familienmitglieder einstellt. Auch kann man außerhalb der Betriebszeiten Dinge besprechen, beispielsweise am Abendbrottisch. „Der Familie vertraut man einfach immer mehr als Außenstehenden“, sagt Tischer. „Ich denke, das ist in jedem Bereich so.“

Niehaus hat die Erfahrung gemacht, dass bei Not am Mann auch eher eingesprungen wird. „Das Verständnis für viele Situationen ist einfach viel größer“, bekräftigt auch  Piefrement. „Das nimmt viel Druck raus.“

Allerdings gibt es auch negative Seiten, wenn die Familie eingebunden wird: „Wenn man nicht aufpasst, kann der Eindruck entstehen, dass die Familienmitglieder gegenüber Kollegen bevorteilt werden“, gibt Niehaus zu bedenken. „Manchmal denke ich, von der Familie verlangt man mehr als von den anderen Angestellten“, sagt Ralf Piefrement. „Da muss man natürlich aufpassen, dass es nicht ungerecht wird, in keine Richtung.“

Privatleben erhalten

Für das Trio war die Selbstständigkeit gemeinsam mit der Familie die richtige Entscheidung. „Der Partner bzw. die Familie muss auf jeden Fall einverstanden sein, egal, ob man sie im Betrieb einbezieht oder nicht“, betont Niehaus und gibt den Ratschlag, dass man sich trotzdem ein „richtiges“ Privatleben erhält, in dem es sich nicht nur um die Arbeit dreht.

Piefrement rät weiterhin: „Die Familie sollte man nur dann einbeziehen, wenn echtes Interesse am Berufsfeld besteht und sie auch bereit sind, viel Einsatz zu geben.“ Tischer ergänzt: „Damit alles glatt läuft, müssen die einzelnen Bereiche von vorneherein klar abgesteckt werden.“ Dann klappt es auch mit der „Familien-Selbstständigkeit“.